Kasantzakis

Kasantzakis
Kasantzạkis,
 
Kazantzạkis [-z-], Nikos, neugriechischer Schriftsteller, * Heraklion 18. 2. 1883, ✝ Freiburg im Breisgau 26. 10. 1957; studierte Jura in Athen und Philosophie in Paris und lebte nach dem Zweiten Weltkrieg meist in Frankreich. An allen geistigen Strömungen interessiert, ließ sich Kasantzakis abwechselnd sowohl von den Lehren alter Religionen als auch von philosophischen und politischen Lehren beeinflussen, besonders vom Christentum, vom Buddhismus, von der Philosophie F. Nietzsches und H. Bergsons sowie - in seinem Streben, dem Menschen zu helfen - von Ideen Franz' von Assisi, A. Schweitzers und, eine Zeit lang nach dem Ersten Weltkrieg, vom russischen Kommunismus.
 
In seinen Romanen kommen die ihn zermürbende Problematik und die Suche nach der letzten Wahrheit immer wieder zum Ausdruck; sie wurden in viele Sprachen übersetzt. In seinem Epos »Odyssee« (1938; deutsch) setzt er die Odyssee nach der Heimkehr des Odysseus bis zu dessen Tod fort. Er schrieb auch Gedichte, mehrere Tragödien, Essays, Reisebücher, die zu den schönsten der neugriechischen Literatur zählen; er übersetzte Werke von Homer und Dante, Nietzsches »Geburt der Tragödie« (1912), »Also sprach Zarathustra« (1912), Goethes »Gespräche mit Eckermann« (1913) und »Faust I« (1936) sowie Werke von C. Darwin, Shakespeare, F. García Lorca und A. Rimbaud und verfasste auch Lexika und Schulbücher.
 
In seinen Werken beeindruckt neben der hintergründigen Problematik seine Sprach- und Gestaltungskraft, neben der durch die kretischen Ehrengesetze gebotenen unerbittlichen Härte und Unversöhnlichkeit sowie der Tendenz zur heroischen Selbstzucht (daher auch die Affinität zu Nietzsches Philosophie) seine Liebe zu Mensch und Kreatur. Die beiden Pole seiner Persönlichkeit, weltabgewandte Gelehrsamkeit und Vitalität, finden in der lyrischen und gestalterischen Fülle seiner Dichtung Ausdruck.
 
Weitere Werke: (neugriechisch): Romane: Toda Raba (1933); Alexis Sorbas (1946, deutsch; verfilmt); Die letzte Versuchung (1951, deutsch; verfilmt); Freiheit oder Tod (1953; deutsch); Griechische Passion (1954, deutsch; verfilmt); Mein Franz von Assisi (1956, deutsch); Brudermörder (herausgegeben 1963; deutsch).
 
Novelle: Schlange und Lilie (1906).
 
Dramen: Es tagt (1906); Der Baumeister (1910); Nikephoros Phokas (1927); Odysseus (1928); Prometheus Trilogie (1941-43); Julian (1945); Kapodistrias (1946); Melissa (1955); Kuros (1955); Sodom und Gomorrha (1956); Konstantinos Palaiologos (1956).
 
Reiseberichte: Was ich in Rußland sah, 2 Bände (1928); Japan-China (1938); England (1941).
 
Philosophische Prosa: Rettet Gott (1927; deutsch, auch deutsch unter dem Titel Askese).
 
Biographie: Rechenschaft vor El Greco (herausgegeben 1961; deutsch).
 
Ausgaben: (neugriechisch): Theatron, 3 Bände (1955-56); Vierhundert Briefe von Kasantzakis an Prevelakis (1965).
 
Im Zauber der griechischen Landschaft, übersetzt und herausgegeben von I. Rosenthal-Kamarinea (51988).
 
 
P. Prevelakis: Ho poiētēs kai to poiema tes Odysseias (Athen 1958);
 N. Vrettakos: N. K. (ebd. 1960);
 A. Izzet: N. K. (Paris 1965);
 N. K., in: Hellenika (1967), H. 3;
 H. Kazantzaki: Le dissident, biographie de N. K. (Paris 1968);
 C. Janiaud-Lust: N. K., sa vie, son œuvre (ebd. 1970);
 P. Bien: K. and the linguistic revolution in Greek literature (Princeton, N. J., 1972);
 E. N. Kazantzaki: Einsame Freiheit. Biogr. aus Briefen u. Aufzeichnungen des Dichters (a. d. Griech., 1972);
 
Folia neohellenica, Sonder-H. 6 (Amsterdam 1984).

Universal-Lexikon. 2012.

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